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«MEFISTO – Fortschritt in der Meniskusregeneration»

Sieben Fragen rund um MEFISTO, ein «Horizon 2020»-EU-Projekt, bei dem Geistlich Koordinator des Gesamtprojekts und zugleich wissenschaftlicher Partner ist. Niklaus Stiefel, Group Lead Material Research Biochemistry bei Geistlich Pharma, hat Antworten und Hintergründe.
24. Juni 2021

Welches klinische Problem adressiert MEFISTO?

Eine Meniskusverletzung ist die typischste Knieverletzung und häufiger Grund für einen orthopädischen Eingriff. Kann ein verletzter Meniskus nicht wiederhergestellt werden, muss der beschädigte Teil entfernt werden, um die Schmerzen zu lindern. Obwohl heute unumstritten ist, dass ein fehlender Meniskus längerfristig zur frühzeitigen Degeneration des Kniegelenks führen kann, wird ein Meniskus in vielen Fällen noch entfernt. Hier setzt MEFISTO an und möchte Patienten eine Alternative bieten. Geistlich sondiert schon seit einigen Jahren die Möglichkeit der Meniskus Reparatur mit bestehenden Produkten. Da wir als Regenerations-Spezialist bekannt sind, ergaben sich aus unserem Netzwerk Impulse, gemeinsame innovative zu Lösungen zu suchen.

Was ist das Ziel von MEFISTO?

Ziel des MEFISTO-Projekts ist es, pionierhafte, bioaktive Produkte zu entwickeln, um fehlendes Meniskusgewebe zu ersetzen. Wir wollen die Funktion gelenkschonend regenerieren. So vermeiden wir eine Kniedegeneration oder können sie zumindest verlangsamen. Das Projekt fusst auf drei Hauptsäulen: Am Anfang steht ein morphologisches Profil der Patienten mit Meniskusverlust: neue Erkenntnisse zu unterschiedlichen Geometrien der Kniegelenke und zur Symptomatik, die aus dem Projekt selbst gewonnen wurden. Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung eines Algorithmus, mit dem jedem Patienten die optimale Behandlung zugewiesen werden kann.

Neben dem Algorithmus steht das Projekt auf zwei weiteren Hauptsäulen, auf welchen?

Zweitens entwickeln wir mit unseren Partnern ein regeneratives, resorbierbares Biomaterial. Das Besondere daran ist, dass dieses funktionalisiert wird, d.h. spezifische Moleküle fördern die Regeneration des Meniskus aktiv. Diese biofunktionalen Moleküle sind im Produkt zonenspezifisch angeordnet und wirken, je nach Typ, über einen kürzeren oder längeren Zeitraum. Drittens arbeiten unsere Kollaborationspartner an einem permanenten Implantat, das eingesetzt wird, wenn der Knorpel nach Meniskusverlust bereits stärker geschädigt und entzündet ist. Es übernimmt die mechanische Funktion des fehlenden Meniskus und entlastet die Gelenkoberfläche. Um der Entzündungsreaktion entgegenzuwirken, ist auch dieses Produkt mit biofunktionalen Molekülen angereichert.

Welche Rolle hat Geistlich in diesem Projekt?  

Geistlich war schon bei der Konzeption der Projektidee aktiv und ist als Projektkoordinator eine treibende Kraft im Konsortium von 13 internationalen Mitgliedern. Die Gruppe der 13 besteht aus 8 akademischen Partnern und 5 Partnern aus der Industrie. Hier ist Geistlich der grösste Industriepartner und bringt eine langjährige umfassende Erfahrung von der Entwicklung bis zur Vermarktung von Produkten ein. Geistlich ist als Regenerations-Spezialist auch aktiv durch die Entwicklung regenerativer Kollagenprodukte im Projekt beteiligt. Wir decken also mehrere Aspekte ab und bringen die Erfahrung und Perspektive ein, die für eine spätere erfolgreiche Positionierung von Produkten auf dem Markt notwendig sind.

Was heisst das konkret?

Es gibt eine Reihe von operativen Fragen, die schon in der Forschungsphase geklärt sein wollen und in denen wir sehr erfahren sind. Zum Beispiel: Welche Kollagene können später im Menschen implantiert werden? Wie können wir ein Kollagen zonenspezifisch verarbeiten? Welche Verpackung eignet sich? Welche Sterilisationsmethode ist geeignet? Wo finden wir die besten zertifizierten Lieferanten für Rohmaterialien? Selbst Themen wie die Lagerbedingungen für das entstehende Produkt evaluieren wir schon heute. Unsere Kollagen-Expertise und reicher Erfahrungsschatz in der Produktentwicklung kommen dem Projekt zugute.

Auf welche Dauer ist MEFISTO angelegt und wo stehen wir heute?

Das Projekt startete im Sommer 2019 und dauert bis 2024. Die Erhebung der Rohdaten für den Algorithmus ist abgeschlossen. Auch die 3D-gedruckten, resorbierbaren sowie die nicht-resorbierbaren Implantat-Prototypen sind vielversprechend. Heute befinden wir uns in einer interessanten Konsolidierungs-Phase, in der wir die bisherigen Erkenntnisse anwenden, um verschiedene Prototypen herzustellen. Anschliessend werden diese von Ärzten evaluiert und das regenerative Potential in biologischen Systemen untersucht.

Worin liegt die besondere Verheissung des 3D-Drucks in einem solchen Projekt?

Mit MEFISTO machen wir einen weiteren Schritt Richtung personalisierter Medizin: mit 3D-Druck können Produkte hergestellt werden, die auf die individuelle Form des Patientenknies abgestimmt sind. Der 3D-Druck ermöglicht auch das punktgenaue Positionieren von biofunktionalen Molekülen, die im Knie dann dort wirken, wo man sie braucht.

Besten Dank für dieses Gespräch, Niklaus Stiefel

Dieses Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 814444 (MEFISTO) unterstützt.